... Da Hegenbarth nicht nacherzählt, auch keine Auswahl der dramatischen Höhepunkte, sondern nur
das ihm Wesentliche der Dichtung wiedergibt, ist dieser Shakespeare sein Shakespeare, und so stark
bringt er ihn uns vor Augen, daß wir gar nicht mehr fragen, ob es auch unserer ist – nur auf diese Weise
sind ja Illustrationen erträglich, daß nämlich ein stärkeres Vorstellungsbild das eigene aus dem Felde
schlägt.
Dem von Wolfgang Balzer vorgelegten Band ist der Text nicht beigegeben, in Erläuterungen nur und Zitaten
ruft der Herausgeber klug und geschickt die Erinnerung zurück. ...
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Der fünfundsiebzigjährige Josef Hegenbarth ist für uns ein Sinnbild der Treue geworden, der Treue gegen die Kunst und
gegen seine Kunst. Etwa gleichaltrig mit Schmidt-Rottluff hätte er sehr wohl die Möglichkeit gehabt, einen anderen
Weg zu gehen, mit Intelligenz begabt und für das Graphische prädestiniert, wäre es ihm ein leichtes gewesen, Anleihen
bei Paul Klee und dessen Zeichnungen zu Voltaires „Candide“ zu machen oder bei seinem engeren Landsmann Alfred Kubin,
der in der Zeit von Hegenbarths Entwicklung eine weit größere Rolle spielte als der Berner. Hegenbarth war zu bescheiden,
sich zeitgenössischen Meistern wie diesen zu nähern, er war immer ein Einsamer und ein Einzelgänger und verließ sich auf
seine eigene Begabung. ...
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Keiner der Illustratoren unserer Zeit hat vermocht, die Dramatik eines Gestus so zu enthüllen wie Josef Hegenbarth, was dadurch
erklärlich ist, daß er der Kunst nicht als spielerischer Geist gegenüberstand, nicht als feinsinniger Jongleur, sondern als Denker,
verantwortungsbewußt, wissend, daß die Natur reicher ist als das größte menschliche Ingenium. Deshalb wohl hat Hegenbarth nie die Natur aus
seinem Werk verbannt, er suchte nach einer Synthese zwischen Realität und Abstraktion. ...
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... Die Zurückhaltung und Unsicherheit, die ihm die Kunstpolitik der Nazis zwölf Jahre lang auferlegt hatte, war nach der Befreiung
einer fast ungezügelten Produktivität gewichen. ... Sein Werk ruhte bis dahin in sich, es ordnete sich trotz mancher individuellen
Eigenarten in die Zeit ein, und nun brach es plötzlich aus sich heraus, strömte über die alten Ufer. Hegenbarth war mindestens
sechzig Jahre alt, als er sich in die Geschichte der modernen deutschen Kunst mit einer ganz eigenen Handschrift einzuschreiben
begann. Kaum zwei Jahrzehnte blieben ihm dafür. ...
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... Die großformatigen Blätter spiegeln die Dramatik von Schillers Text auf einzigartig theatralische und technisch
vollendete Weise. Die spielerisch leichten, ebenso reizvollen Bilderfindungen zu Schillers „Glocke“ waren für Hegenbarth
von ganz zentraler Bedeutung. ...
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